zum Inhalt zur Navigation

Die barocke Blütezeit des Stiftes St. Florian

Die barocke Blütezeit des Stiftes St. Florian
Das Stift St. Florian zählt zu den bedeutendsten barocken Klosteranlagen Mitteleuropas. Seinen Ursprung hat es in einem frühmittelalterlichen Kloster über dem Grab des heiligen Florian, das bereits im 8. Jahrhundert erwähnt wurde. Nach Zerstörungen durch Awaren und Ungarn sowie mehreren Neubauten wurde unter Bischof Altmann von Passau im Jahr 1071 das klösterliche Leben erneuert und in die Form der Augustiner-Chorherren überführt. Den baulichen und geistigen Höhepunkt erreichte das Stift jedoch in der Barockzeit.

Nach dem Sieg über die Türken bei Wien im Jahr 1683 und der Dankwallfahrt Kaiser Leopolds I. zum Grab des heiligen Florian entschloss sich Propst David Fuhrmann zu einem grundlegenden Neubau. Mit dem Mailänder Architekten Carlo Antonio Carlone begann 1686 die Errichtung der heutigen Stiftsbasilika. Die lichtdurchflutete Kirche beeindruckt durch ihre gewaltige Kuppel, die plastische Stuckausstattung von Giovanni Battista Carlone und die farbenprächtigen Fresken, welche Szenen aus dem Leben des heiligen Florian sowie marianische Motive darstellen. Sie war die erste Kirche nördlich der Alpen mit durchgehender Deckenfreskierung.

Carlone konnte noch Teile der monumentalen Westfront mit den Kaiserzimmern vollenden. Nach seinem Tod übernahm Jakob Prandtauer die Bauleitung. Er schuf das berühmte barocke Treppenhaus mit seiner eleganten Raumdramaturgie sowie ab 1718 den Marmorsaal – als weltliches Pendant zur Basilika, bestimmt für den Empfang kaiserlicher Gäste. Deckenfresken und Marmordekor verleihen dem Raum repräsentativen Glanz. Ergänzt wurde der Bau durch das Sommerrefektorium an der Ostseite des Stifts.

Nach Prandtauers Tod 1726 führten seine Nachfolger das Projekt weiter. Der Bibliothekstrakt entstand unter Gotthard Hayberger in schlichterer Ausführung. 1751, nach 66 Jahren Bauzeit, war das ehrgeizige Bauvorhaben vollendet.

Das Stift St. Florian präsentiert sich seither als geschlossene barocke Gesamtanlage, in der sich geistliches Leben, kaiserliche Repräsentation und künstlerische Meisterschaft zu einem einzigartigen Bauwerk verbinden. Bis heute prägt diese Epoche das Bild des Stiftes – als Ausdruck seiner spirituellen und kulturellen Bedeutung.

Stiftsbasilika

Besondere Prunkstücke im Kuppelraum sind die reichgeschnitzten Chorstühle, die von den beiden Chororgeln bekrönt werden. Das Chorgestühl ist ein Gemeinschaftswerk des Linzer Bildhauers Adam Franz und des Bozners Jakob Auer (1702), der die vier Figuren der lateinischen Kirchenväter sowie die Statuen Mariens und des Verkündigungsengels mit ihren begleitenden kleinen Engeln auf der Spitze der Chororgeln schuf. Die Kanzel aus schwarzem Lilienfelder Marmor stammt vom Wiener Hofbildhauer Josef Ressler (1755). Der Ordensvater Augustinus hält sein brennendes Herz - das Symbol der Liebe - zur Kirchenkuppel hinauf, in der die Hl. Dreifaltigkeit dargestellt ist. Zwei Putti versuchen zwei Irrlehrer von der Kanzel zu stürzen. Ein Schmuckstück der Stiftsbasilika sind die alten Kirchenbänke aus der Hand des Stiftstischlers Stefan Jegg (1701 - 1703). Thomas Auer schuf die Bildhauerarbeiten an den Bankseiten.
In den acht Seitenkapellen stehen barocke Altäre aus Marmor.

Das vorderste Kapellenpaar ist vom Titel her das bedeutendste: links die Abendmahlskapelle (Altarbild von Leopold Schulz 1848) und rechts die Kreuzkapelle (Altarbild von Peter Strudel vor 1699): Den Kirchenpatronen Florian und Augustinus ist das nächste Kapellenpaar geweiht: links hl. Florian (Leopold Schulz 1837), rechts Augustinus (Johann Michael Rottmayr 1719). Die Steinfiguren auf beiden Altären schuf Leonhard Sattler (1719).

Das dritte Kapellenpaar von vorne gesehen stellt links die hl. Anna (Michael Willmann 1700) und rechts den Schutzengel (Michael Willmann 1700) dar. Für die letzten beiden Altäre schuf links Wenzel Halbax 1694 das Barbarabild und rechts Andrea Celesti um 1700 das Bild der Maria Magdalena, die Jesus die Füße wäscht.
Das Langhaus wird mit einem herausragenden Zeugnis der Schmiedekunst abgeschlossen, das der Passauer Meister Hans Messner 1698/99 schuf. Hinter dem Abschlussgitter erinnert rechts ein modernes Monument (von Herbert Friedl 1997) an die Klausnerin Wilbirg, gestorben 1289, die im Kloster als Schutzpatronin verehrt wird.
Das Papst-Wappen (von Klaus Wedenig 1999) links hinter dem Abschlussgitter erinnert an die Erhebung der Stiftskirche zur Basilika minor durch Papst Johannes Paul II. im Jahr 1999.

Stift St Florian Hochaltar ©Pedagrafie Stiftsbasilika St Florian Kanzel Augustinus Herz @Andreas Etlinger

Die Orgeln im Stift St. Florian

Die große Orgel in der Stiftsbasilika – bekannt als Brucknerorgel – ist eines der eindrucksvollsten Instrumente Österreichs. Erbaut von Franz Xaver Krismann zwischen 1770 und 1774, war sie lange Zeit die größte Orgel der Donaumonarchie. Ihre Klangfülle inspirierte auch Anton Bruckner, der hier als Sängerknabe und später als Organist wirkte.

Im Laufe ihrer Geschichte wurde die Orgel mehrfach erweitert und umgebaut, unter anderem durch Matthäus Mauracher (1873–75) und zuletzt durch die OÖ. Orgelbauanstalt Kögler (1994–96). Heute umfasst sie 103 Register, 7386 Pfeifen und mehrere Werke – darunter ein schwellbares Labialwerk sowie ein Trompeten- und Regalwerk. Ein moderner Spieltisch mit elektronischer Setzeranlage und Abspielsystem ergänzt das historische Klangbild.

Neben der Hauptorgel besitzt die Stiftsbasilika zwei historische Chororgeln aus dem späten 17. Jahrhundert.  Am linken Chorgestühl befindet sich eine kleine tragbare Orgel – die sogenannte Prozessionsorgel aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts, sowie eine weitere Orgel in der Marienkapelle, die 1903 von Josef Mauracher gebaut wurde – gestiftet von Bruckners Bruder Ignaz. In der gotischen Galerie ist das sogenannte "Apfelregal" zu sehen. Es ist eine Rekonstruktion eines der Reiseinstrumente Kaiser Maximilians I..

Die Orgeln im Stift St. Florian verbinden handwerkliche Meisterschaft, liturgische Funktion und musikalische Geschichte auf einzigartige Weise.

Stiftsbasilika St Florian Brucknerorgel Seitenansicht ©Andreas Etlinger

Bibliothek

Die Stiftsbibliothek St. Florian zählt zu den ältesten und eindrucksvollsten Klosterbibliotheken Österreichs. Der prächtige, spätbarocke Hauptsaal besticht durch die raumhohen, mächtigen Bücherregale, die gleichsam die Sphäre des Geistes von der Außenwelt abschirmen. Das leuchtkräftige Deckenfresko (1747) von Bartolomeo Altomonte (figuraler Teil) und Antonio Tassi (Architekturmalerei) zeigt die Vermählung von Tugend und Wissenschaft unter der Schirmherrschaft der Religion.

Bei einem Gesamtbestand von etwa 160.000 Bänden besitzt die Stiftsbibliothek St. Florian 108.000 Bände (60.000 Titel) aus der Zeit vor 1900. Davon sind 952 Titel (1,6 Prozent) Inkunabeln, 35.443 Titel (59,2 Prozent) entfallen auf das 16. bis 18. Jh. und 23.493 (39,2 Prozent) auf das 19 Jh. Den wertvollsten Schatz stellen die rund 800 mittelalterlichen Handschriften dar.

In vier Querkästen des Hauptsaals werden ca. 50 Bände und 600 Blätter Kartenwerke des 16. bis 20. Jh. verwahrt. Diese gehören großteils der Geographie, aber auch der Genealogie, Heraldik und Kriegsgeschichte an. Die Exlibris-Sammlung umfasst 253 Blätter. Die ältesten Exlibris stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jh.

1930 erwarb die Stiftsbibliothek den Nachlass des Wiener Orientalisten Rudolf Geyer (1861-1929). Diese Büchersammlung galt noch zwanzig Jahre später als größte Sammlung arabischer Literatur zwischen Rom und Berlin. Etwa ein Drittel der Bücher Geyers ist bislang katalogisiert.

Benutzungshinweise für Stiftsbibliothek und Stiftsarchiv:
Mittwoch und Donnerstag 8-12 Uhr und 13-15 Uhr
Die Stiftsbibliothek St. Florian ist eine Privat- und Präsenzbibliothek (kein Leihverkehr).
Die Benützung für wissenschaftliche Zwecke ist ausschließlich nach schriftlicher oder telefonischer Voranmeldung möglich.
In den Monaten Juli und August sind Stiftsbibliothek, Stiftsarchiv und Kunstsammlungen für Forschungszwecke nicht zugänglich.
Voranmeldung unter: bibliothek@stift-st-florian.at
 

Stift St Florian Bibliothek Ansicht @Pedagrafie Chorherrenstift Bibliothek Ehrl und Kritzinger ©Himmelbauer

Stifts- & Musikarchiv

Das Stift St. Florian verfügt über zwei bedeutende Archivbereiche, die das geistige und kulturelle Erbe des Hauses dokumentieren und bewahren.

Stiftsarchiv
Das Stiftsarchiv umfasst rund 800 Handschriften und archivalische Bücher – darunter das reich illustrierte Kopialbuch (13. Jh.), das älteste Urbar von 1378 sowie eine umfangreiche Urkundensammlung mit Dokumenten ab dem Jahr 1002. Die Archivordnung geht auf die Historikerschule des 19. Jahrhunderts zurück. Besonders hervorzuheben ist die älteste Originalurkunde Oberösterreichs aus dem Jahr 1002, heute digital zugänglich unter monasterium.net.

Musikarchiv
Das Musikarchiv dokumentiert die lange und reiche Musiktradition des Stiftes. Es umfasst rund 7.000 Werke, darunter Musikhandschriften aus dem Mittelalter, Kompositionen von Franz Josef Aumann und zahlreiche Originale von Joseph und Michael Haydn, Mozart, Beethoven und Franz Schubert. Einen besonderen Stellenwert nimmt das Brucknerarchiv ein, das Autografe, Drucke und Dokumente zum Leben und Wirken Anton Bruckners enthält.

Beide Archive geben Einblick in die geistige, künstlerische und liturgische Entwicklung des Stiftes über die Jahrhunderte – und machen St. Florian zu einem einzigartigen Ort des kulturellen Gedächtnisses.

Benutzungshinweise für das Musikarchiv:
Die Benützung für wissenschaftliche Zwecke ist ausschließlich nach schriftlicher oder telefonischer Voranmeldung möglich. (kein Leihverkehr)

Konstantin Putz Archiv ©Augustiner Chorherrenstift St Florian

Imperiale Pracht – die Kaiserzimmer

In einer durchgehenden Zimmerflucht mit einer Fläche von annähernd 1100 m² liegen die sogenannten Kaiserzimmer, insgesamt 16 Zimmer, die der Unterbringungen hoher Gäste dienten.

Die Zimmer sind mit kostbarem Stuck, Decken. und Wandmalereien, Holzfußböden, Wandvertäfelungen und Wandbespannungen sowie mit Kachelöfen und Kaminen ausgestattet. Daneben verfügt jedes Zimmer über prunkvolle Möbel und eine Ausstattung mit Gemälden und Skulpturen.

Auch heute noch können die Zimmer in unserer klassischen Führung inkl. Kaiserzimmer besucht werden.

Stift St Florian Kaiserzimmer ©Constantin Beyer Stift St Florian Kaiserzimmer ©Kerschbaummayr
Stiftstraße 1
Lageplan
Lageplan