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Tätigkeitsberichte 2008 bis 2021
Tätigkeitsbericht 2008
Bei der Sonderausstellung "Mit freundlichen Grüßen..." 2008 in zwei ehemaligen Prälaturzimmern des Stiftes St. Florian waren 432 frühe Karten mit oberösterreichischen Ortsansichten aus der eigenen Ansichtskartensammlung zu sehen. Die Ausstellung fand in Zusammenarbeit mit den OÖ. Landesmuseen und dem OÖ. Landesarchiv statt und war Teil des Schwerpunktprojekts "Oberösterreich 1918-2008". Das Medienecho war groß. Bei der Eröffnung durch Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer referierten Karl Rehberger und Friedrich Buchmayr, der auch den gleichnamigen Begleitkatalog gestaltete. Alle rund 16.700 Oberösterreichmotive der Sammlung wurden digitalisiert und können im Internet unter der Adresse doris.ooe.gv.at betrachtet werden. Hoch aufgelöste Kopien sind bei der Stiftsbibliothek St. Florian erhältlich.
Die romanische Riesenbibel von St. Florian (um 1140/1150) zählt mit ihren 66 x 47,5 cm zu den größten in Österreich erhaltenen Handschriften. Friedrich Buchmayr und Karl Rehberger erstellten in Zusammenarbeit mit Friedrich Simader (Österr. Nationalbibliothek) eine erste Monografie zu dieser Prachthandschrift, die unter dem Titel "Die Riesenbibel von St. Florian" als Band 5 der Reihe "Codices illuminati" der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt in Graz erschien. Bei der Buchpräsentation am 8. Mai in der Sala terrena des Stiftes hielten die drei Autoren Referate.
In der Stiftsbibliothek sind mittlerweile knapp 10.000 Werke elektronisch erfasst. Antje Willing bearbeitete den Codex XI 585 und publizierte darüber den Aufsatz "Die 'Ilias Homeri' des Johannes Baptista Rexius", in: ZfdA 136 (2007), Heft 4, S. 480-499. Das Stiftsarchiv übernahm ältere Archivalien und Zeitschriften aus dem Pfarrarchiv Ebelsberg. Andreas Lindner publizierte den Band "Musikpflege in den oberösterreichischen Stiften: Aufbau, Organisationsstruktur und Personal vom 17. Bis zum 19. Jahrhundert" (Veröffentlichungen des RISM-Österreich, Reihe A, Band 9), Wien: Verlag Der Apfel 2008. Darin finden sich viele Hinweise auf das Musikleben des Stiftes St. Florian in diesem Zeitraum.
Aus Privatbesitz kam ein Landschaftsgemälde des Propstes Vinzenz Hartl (1920-1944) in die Kunstsammlung. Brigitte Zierhut-Bösch beschäftigte sich in ihrer Buchpublikation "Ikonografie der Mutterschaftsmystik: Interdependenzen zwischen Andachtsbild und Spiritualität im Kontext spätmittelalterlicher Frauenmystik" (Rombach 2008) auch mit der spätmittelalterlichen Terrakottaskulptur "Maria im Wochenbett" aus der Stiftssammlung.
Das Stift St. Florian war mit Leihgaben an folgenden Ausstellungen beteiligt:
• Genesis (Illegio)
• Tiefenrausch (Linz)
• Jagdfieber (Schloss Reichenau an der Rax)
• Hans Fronius (Mondsee und Illegio)
Im Haus gab es neben der Ansichtskartenausstellung noch Paraphrasen zur Bamberger Apokalypse von Herwig Zens sowie "Bäche" und "Vor-über-gehend" mit Werken von Dechant Ferdinand Reisinger zu sehen.
Karl Rehberger hielt am 9. April den Festvortrag zur 900-jährigen Jubiläum der Pfarre St. Peter am Wimberg. Er nahm an mehreren wissenschaftlichen Tagungen und Kongressen teil und publizierte im Sonderheft "175 Jahre Gesellschaft für Lendeskunde - OÖ. Musealverein", Linz 2008, S. 13-15 den Aufsatz "Der OÖ. Musealverein und das Stift St. Florian".
Friedrich Buchmayr publizierte im 29. Band (Nordhausen 2008, Sp. 906-910) des "Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikons" von Traugott Bautz einen Artikel über den St. Florianer Chorherren Ernst von Marinelli und referierte bei einer Fortbildungsveranstaltung für Religionsprofessoren über "St. Florian in der NS-Zeit".
Tätigkeitsbericht 2009
Im Rahmen des Programmschwerpunkts "Bibliotheken in Österreich" der Plattform "Klösterreich" war 2009 im Hauptsaal der Stiftsbibliothek eine Sonderausstellung über die Klausnerin Wilbirg von St. Florian († 1289) zu sehen. Dabei wurden u.a. die kürzlich aufgefundenen Fragmente zur Lebensgeschichte (Vita Wilbirgis) gezeigt, die ihr langjähriger Beichtvater Einwik unmittelbar nach ihrem Tod verfasst hat.
In der Stiftsbibliothek sind mittlerweile 10.320 Werke elektronisch erfasst. Die Handschrift XI 585 aus dem Jahr 1584 bildete die Grundlage der Edition "Johannes Baptista Rexius: Ilias Homeri teutsch" (Berlin 2009) von Antje Willing. Es gab wieder mehrere Sonderführungen abzuhalten, u.a. für die Königliche Gesellschaft Bibliophiler aus Belgien, Museumsbedienstete aus Lille und kirchliche Kustoden aus dem gesamten deutschen Sprachraum.
Viele Kopierwünsche betrafen die rund 16.700 Oberösterreichmotive der Ansichtskartensammlung, die im OÖ. Kulturatlas unter der Internetadresse doris.ooe.gv.at recherchiert und betrachtet werden können. Am 18. September kam ein Filmteam der BBC zu einem Interview und Aufnahmen von Autografen Anton Bruckners nach St. Florian, die in einem neuen Porträt des Komponisten Verwendung finden werden. Am 6. November führte das "Deutschlandradio Berlin" in der Stiftsbibliothek ein Interview für eine Sendung über das Musikleben in St. Florian in der NS-Zeit durch.
Das Stift St. Florian war mit Leihgaben an folgenden Ausstellungen beteiligt:
• Rosenblatt und Federkiel (Wiblingen)
• Mahlzeit (OÖ. Landesausstellung Schlierbach)
• Nur durchgereist (Linz)
• Sant Ypoelten (St. Pölten)
Karl Rehberger hielt am 28. April den Festvortrag zur Eröffnung der Ausstellung "Rosenblatt und Federkiel" in Wiblingen. Er nahm an mehreren wissenschaftlichen Tagungen und Kongressen teil.
Friedrich Buchmayr publizierte im großformatigen Bildband "Tempels of Knowledge: Historical Libraries of the Western World" von Ahmet Ertug und Friedrich Krinzinger (Istanbul 2009) den Beitrag "The Library of St Florian" (S. 34-35). Für das Buch "Schörflinger Streiflichter", hg. von Klaus Petermayr und Franz Xaver Lösch, Schörfling 2009 verfasste er den Beitrag "Die Schörflinger Bestände aus der Ansichtskartensammlung des Stiftes St. Florian" (S. 83-100).
Die beiden Bibliothekare waren maßgeblich am Zustandekommen des neuen Stiftsführers und des Faksimilebandes "Topographia Florianensis" beteiligt, die am 18. April bzw. am 25. Juni präsentiert wurden.
Tätigkeitsbericht 2010
Zum 350. Geburtstag des Barockbaumeisters Jakob Prandtauer war im Tafelzimmer des Stiftes St. Florian eine Sonderausstellung zu sehen. Ein neu angefertigtes Modell des Stiftes St. Florian gab Aufschluss über die Etappen der Barockisierung und die Bauphase Jakob Prandtauers. Baumaterialien und Handwerkerutensilien aus der Barockzeit veranschaulichten den Alltag auf der Baustelle.
Im Mittelpunkt stand der Originalvertrag zwischen Propst Franz Claudius Kröll und Jakob Prandtauer vom 11. Oktober 1708. Darüber hinaus waren Originalpläne und Zahlungsquittungen Prandtauers und viele Idealansichten der Stiftsanlage zu sehen. Der Marmorsaal, die grandioseste Bauleistung Prandtauers, war Teil der Ausstellung.
Eine Miniatur mit den Heiligen Drei Königen aus dem romanischen Missale III 208, das um 1200 im oder für das Stift St. Florian angefertigt wurde, kam als Motiv auf die Weihnachtsbriefmarke der Post. Bei der Präsentation in St. Florian am 12. November sprach Altbischof Maximilian Aichern.
Die Stiftsbibliothek war Drehort für mehrere Filme, u.a. zur Geschichte zweier deutscher Großfirmen. Es gab wiederholt Sonderführungen abzuhalten, etwa für die Freunde der Bibliothek in Ferrara (Italien). Michaela Schuller und Christine Beier, zwei Mitarbeiterinnen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, bearbeiteten die illuminierten Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts der Stiftsbibliothek. Bei dieser Gelegenheit wurden Fotos aller Illustrationen angefertigt.
Edo Skulj veröffentlichte die Monografie "Križmanova orglarska delavnica" (Ljubljana 2010) über den Orgelbaumeister Franz Xaver Krismann, der auch die Orgel in der Stiftsbasilika St. Florian errichtete. Das Buch enthält Erstdrucke von poetischen Werken Krismanns, die nur in der Stiftsbibliothek St. Florian erhalten geblieben sind.
Das Stift St. Florian war mit Leihgaben an folgenden Ausstellungen beteiligt:
• Renaissance und Reformation (OÖ. Landesausstellung Schloss Parz/Grieskirchen)
• Jakob Prandtauer: Der Profanbaumeister (Stadtmuseum St. Pölten)
• Jakob Prandtauer: Planen und Bauen im Dienst der Kirche (Diözesanmuseum St. Pölten)
• Jakob Prandtauer: Leben im Barock (NÖ. Landesmuseum)
• Die Hirten (Dommuseum Salzburg)
• Angeli (Tolmezzo, Italien)
• Van Eyck bis Dürer (Brügge, Belgien)
Karl Rehberger nahm an mehreren wissenschaftlichen Kongressen teil. Am 29. April hielt er bei der Tagung "Anton Bruckners Messen", die von der Österr. Akademie der Wissenschaften und der Wiener Katholischen Akademie veranstaltet wurde, einen Vortrag über "Bischof Rudigier und die Linzer Kirchenpolitik". Zusammen mit Christiane Wunschheim veröffentlichte er im Linzer Wagner-Verlag eine Faksimileausgabe der prunkvollen Archivhandschrift "Series Praelatorum" (Hs. 79). Bei der Buchpräsentation am 11. Dezember hielt er den Festvortrag über einige bedeutende St. Florianer Prälaten.
Friedrich Buchmayr verfasste Beiträge für das Österr. Biographische Lexikon und publizierte den Aufsatz "Franz Schubert, der Linzer Freundeskreis und das Stift St. Florian", in: Schubert-Perspektiven 8(2008), Heft 2, S. 135-190. Er stellte auch die Begleitbroschüre "Baustelle Stift St. Florian: Die Ära des Baumeisters Jakob Prandtauer 1708-1726" zur Sonderausstellung zusammen.
Tätigkeitsbericht 2011
Das Tafelzimmer des Stiftes St. Florian war 2011 Schauplatz der Sonderausstellung "Stift in Grün". Dabei war eine Auswahl von Gemälden des 17. und 18. Jahrhunderts mit detailgetreuen Abbildungen von Pflanzen und Blumen zu sehen. In einer Vitrine wurden Meisterwerke der Porzellankunst aus der großen Ära der Wiener Porzellanmanufaktur (1780 bis 1820) präsentiert, darunter Obstkörbchen, Kaffeekannen und Teller mit dem berühmten blauen "Wiener Muster" und dem "Fels- und Vogel-Motiv". Auch des großen Pomologen und Chorherrn Josef Schmidberger (1773-1844) wurde gedacht. Besondere Aufmerksamkeit erregten die ältesten gedruckten Kräuterbücher, der "Herbarius latinus" (1484) und der "Gart der Gesundheit" (1487), mit den handkolorierten Holzschnitten. Mehrere großformatige barocke Prachtwerke überzeugten durch die unerreichte Druckqualität der kolorierten Kupferstiche mit Motiven aus der Tier- und Pflanzenwelt. Vor dem Eingang zum Prälatengarten wurde eine Schautafel angebracht, auf der dessen Geschichte von der barocken Gestaltung durch den Architekten Jakob Prandtauer bis zum heutigen Zustand dokumentiert ist.
Im Rahmen der Sonderausstellung gab es viele Spezialführungen zu halten, u.a. am 4. Mai für den Apostolischen Nuntius in Wien. In der Stiftsbibliothek sind mittlerweile 10.615 Werke elektronisch erfasst. Die Neukatalogisierung des Brucknerarchivs durch Elisabeth Maier und Renate Grasberger wurde fortgesetzt, ebenso die Umlagerung der Archivalien in säurefreie Umschläge und Schachteln. Die Zusammenarbeit mit dem Verein "Brucknertage St. Florian" wird intensiviert. Herausragende Kompositionen aus dem Musikarchiv sollen künftig digitalisiert, eingerichtet und im Rahmen der Brucknertage aufgeführt werden. Für 2012 sind Instrumentalwerke von Michael Haydn, Franz Aumann, Johann Georg Albrechtsberger und Gioachino Rossini vorgesehen.
Die Neuordnung und Neuaufstellung der Münzsammlung schreitet weiter voran. Es folgt nun der Bestand an Medaillen. Die farbig kolorierte Karte der Herrschaft Tillysburg von Christoph Auerbach (1655), die stark beschädigt war, wurde von Bettina Dräxler in Wien fachgerecht restauriert. Aus dem Kunsthandel konnte eine unbekannte kolorierte Stiftsansicht auf Pergament aus dem Jahr 1718 von Joseph Gottfried Prechler erworben werden. Die Ansicht gehört zur verloren geglaubten Serie von fünf "Prospekten" des Stiftes, für die der Maler den beachtlichen Betrag von 172 Gulden erhielt.
Die Entlehnung des Marschallstabs Prinz Eugens an das Heeresgeschichtliche Museum Wien, die bis in das Jahr 1887 zurückreicht, wurde auf eine neue vertragliche Basis gestellt. In der Monografie "Jakob Friedrich van der Nüll, Großbürger und Sammler in Wien an der Wende zum 19. Jahrhundert" von Helmut W. Flügel und Peter Huber ist auch der Ankauf von dessen Conchyliensammlung durch das Stift St. Florian ausführlich dokumentiert.
Das Stift St. Florian war mit Leihgaben an folgenden Ausstellungen beteiligt:
• Van Eyck bis Dürer (Brügge, Belgien)
• Franziskus. Licht aus Assisi (Diözesanmuseum Paderborn)
• Angelo Soliman (Wienmuseum)
• Hexen. Zauber (Mistelbach)
• 900 Jahre Amstetten (Amstetten)
Karl Rehberger nahm an mehreren wissenschaftlichen Kongressen teil und hielt viele Vorträge, u.a. am 29. Juni in Ansfelden über "Propst Johannes Matthäus Weissenberg und der Pfarrhof Ansfelden" und am 28. April bei der Eröffnung der Sonderausstellung "Stift in Grün". Er referierte auch am 22. September in St. Florian über "Historische Persönlichkeiten in St. Florianer Bürgerhäusern" und am 24. November in Leoben über St. Florian. Zusammen mit Christiane Wunschheim veröffentlichte er im Verlag des OÖ. Landesarchivs den 2. Band der "Bibliographie zur Geschichte des Stiftes Sankt Florian" (Teilband 2000-2010).
Friedrich Buchmayr verfasste Beiträge für das Österr. Biographische Lexikon (u.a. über den Chorherrn Johann Ackerl) und publizierte gemeinsam mit Lothar Altmann den Aufsatz "St. Florian in Gilching. Ein verschollenes Altarblatt des Wiener Hofmalers Peter Strudel aus dem Stift St. Florian/OÖ wiederentdeckt", in: Amperland 47 (2011), S. 306-311. Er referierte beim Internat. Symposion "Kunst sammeln, Kunst handeln" (MAK Wien) am 24. März über "Justus Schmidts Einkaufstouren nach Paris im Auftrag von Gauleiter August Eigruber" und präsentierte im September bei der Buchmesse in Göteborg (Schweden) seine Buchpublikation "Madame Strindberg" (Residenz-Verlag).
Tätigkeitsbericht 2012
Im Rahmen der Ausstellung "Kloster-Leben" der OÖ. Landesmuseen waren im Stift St. Florian drei Vitrinen aufgestellt, in denen Chorherren per Videofilm Objekte zu den Themen hl. Florian, Liturgie und Musikleben präsentierten.
In der Stiftsbibliothek sind mittlerweile 10.799 Werke elektronisch erfasst. Am 8. und 9. März führte die Arbeitsgemeinschaft katholisch-theologischer Bibliotheken, Landesgruppe Österreich in St. Florian ihre Jahrestagung durch. Dabei stand auch eine Sonderführung in die Stiftsbibliothek auf dem Programm.
Das spätmittelalterliche Kochbuch aus der Handschrift XI 100 (um 1400) wurde neu ediert: Melitta Adamson, Mediterranean Cuisine North of the Alps: The Cookbook in Sankt Florian Codex XI. 100, in: kunst und saelde: Festschrift für Trude Ehlert, hrsg. von Katharina Boll and Katrin Wenig, Würzburg 2011, 239-258. Die St. Florianer Prophetenhandschrift III 222 A aus der Schreibschule in Mondsee (1. Drittel 9. Jh.) gilt als älteste Musikhandschrift Österreichs. Nach neuesten Untersuchungen sind die St. Galler Neumen bei den Lamentationen des Jeremia im 1. Viertel des 11. Jahrhunderts von mehreren Händen nachgetragen worden. Vgl. dazu Robert Klugseder, Quellen zur mittelalterlichen Musik- und Liturgiegeschichte des Klosters Mondsee, Purkersdorf 2012 (Codices manuscripti Supplementum 7), besonders S. 10 und 21.
Christoph Seelbach fertigte Fotos der Stiftsbibliothek an, die in der Internetplattform http://www.bibliotheksbauten.de/ präsentiert sind. Eine seiner Aufnahmen kam in den großformatigen Kalender "detailreich bibliothek 2013" des Berliner Verlags BibSpider. Gernot Barnreiter verfasste die Diplomarbeit "Johann Carl Seyringer - Leben und Wirken eines frühneuzeitlichen Rechtsgelehrten" (Wien 2012), die viele Verweise auf St. Florian enthält, weil Seyringers Bibliothek um 1730 in die Stiftsbibliothek St. Florian gekommen war.
Das Österreichische Staatsarchiv erstellt ein Verzeichnis der Nachlässe von Historikern und Historikerinnen in Österreich. In diesem Zusammenhang begann Friedrich Buchmayr mit der Katalogisierung der Historikernachlässe im Stiftsarchiv. Gleichzeitig werden die Archivalien in säurefreie Umschläge und Schachteln umgelagert. Das erste Verzeichnis zum Nachlass von Franz Kurz ist abgeschlossen.
Im Zusammenhang mit einer statistischen Untersuchung zur Lebenserwartung von Klosterangehörigen im Vergleich zu weltlichen Personen hat Marc Luy im Stiftsarchiv die Lebensdaten der Chorherren des 20. Jahrhunderts recherchiert. Die Anonymität der Personen bleibt gewahrt.
Die Zusammenarbeit des Musikarchivs mit dem Verein "Brucknertage St. Florian" wird intensiviert. Beim diesjährigen Festival kamen am 12. August in der neuen Reihe "aus dem Musikarchiv des Chorherrenstiftes St. Florian" Werke von Franz Aumann, Anton Bruckner und Gioachino Rossini zur Aufführung. Chorleiter Matthias Giesen bereitet die Herausgabe und Aufführung des Requiems in c-Moll von Johann Georg Albrechtsberger vor, dessen Autograf im Musikarchiv aufbewahrt wird.
Großen Arbeitsaufwand erforderte die Einreichung der Bewerbung für eine OÖ. Landesausstellung im Jahr 2024 zum 200. Geburtsjahr Anton Bruckners, weil neben dem wissenschaftlichen Konzept auch Kostenschätzungen zu erarbeiten waren.
Elisabeth Maier und Renate Grasberger setzten die Neukatalogisierung des Brucknerarchivs fort. Die Leihgaben von Stiftsbibliothek und Stiftspfarre St. Florian an die Ausstellung im Geburtshaus Anton Bruckners in Ansfelden sind zurückgestellt worden. Das kleine Museum wird vom OÖ. Landesmuseum saniert und dann völlig neu gestaltet. Nur der alte Orgelspieltisch aus Anton Bruckners Zeit wird aus Stiftsbesitz als Leihgabe im neuen Museum verbleiben.
Die Neuordnung und Neuaufstellung der Münzsammlung schreitet weiter voran. Die österreichischen Münzen von 1477 bis 1740 sind mittlerweile durch Bernhard Prokisch geordnet, beschriftet und in die vom Haustischler angefertigten Münzschränke eingelegt worden, die Platz für insgesamt rund 50.000 Münzen bieten.
Ein japanisches Filmteam führte Aufnahmen beim Altdorfer-Altar für ein einstündiges Altdorfer-Porträt in der renommierten Kunstserie "The Great Masterpieces of the World" des Fernsehsenders BS ASAHI durch.
Eine reich bemalte Fayenceterrine (1748/52) aus dem Augsburger Stadtteil Göggingen erwies sich als äußerst seltenes Stück und wurde für das Maximilianmuseum Augsburg fotografiert. Die Restaurierung einer Teetasse aus Zöblitzer Serpentin, die 2011 bei einer Entlehnung zu einer Ausstellung beschädigt worden war, konnte abgeschlossen werden. Gerhard Aubrecht publizierte in der Zeitschrift "Ökologie der Vögel", Bd. 34 (2012), S. 341-358 den Aufsatz "Schicksal und lokalfaunistische Bedeutung der Vogelsammlung des Stiftes St. Florian, Oberösterreich, über einen Zeitraum von 190 Jahren".
Das Stift St. Florian war mit Leihgaben an folgenden Ausstellungen beteiligt:
• Franziskus - Licht aus Assisi (Diözesanmuseum Paderborn, Deutschland)
• Verbündet, verfeindet, verschwägert (Bayerisch-Oberösterreichische Landesausstellung)
• Treffpunkt Kloster-Leben (Schlossmuseum Linz)
• Freue Dich, Christkind kommt bald (Dommuseum Salzburg)
• 800 Jahre Stadtrechtsurkunde Enns (Enns)
Eine Auswahl alter Ansichtskarten aus der Stiftssammlung wurde in der dreibändigen Publikation "Stichwörter zur oö. Literaturgeschichte. Eine Auswahl", hrsg. von Petra Dallinger u.a., Linz 2012 reproduziert. Friedrich Buchmayr steuerte den Aufsatz über August Strindberg (Bd. 3, S. 103-106) bei. Die Wiederentdeckung des verschollenen Florian-Seitenaltarbilds der Stiftskirche St. Florian von Peter Strudel (1699) durch Friedrich Buchmayr und Lothar Altmann wurde von Lucia Longo-Endres in ihrem Aufsatz "Il Martirio di San Floriano un dipinto di Peter Strudel ritrovato" in der Zeitschrift "Studi Trentini" 91 (2012), S. 147-150 eingehend gewürdigt.
Karl Rehberger nahm an mehreren wissenschaftlichen Kongressen teil, u.a. am 37. Österreichischen Archivtag in Krems, und hielt Vorträge.
Tätigkeitsbericht 2013
Mit Kleinausstellungen in drei Vitrinen wurde an Jubiläen der Pröpste Einwik und David Fuhrmann und des Historikers Franz Kurz erinnert. Ab 22. September folgte eine Gedenkausstellung zum 10. Todestag des Stiftsorganisten, Regens Chori und Komponisten Augustinus Franz Kropfreiter. Dabei waren jeweils zahlreiche Exponate aus den Stiftssammlungen zu sehen. Es gab wiederholt Sonderführungen zu halten, u.a. am 3. Jänner für den kanadischen Botschafter und am 5. Oktober im Rahmen des Linzer Brucknerfestes für Teilnehmer einer Exkursion auf den Spuren Anton Bruckners.
Die New Yorker Fachzeitschrift "Architectural Digest" hat im Novemberheft die Stiftsbibliothek St. Florian unter die 15 außergewöhnlichsten Bibliotheken der Welt gereiht. Eine Miniatur mit dem Auferstandenen aus dem Missale III 204, das um 1320 in St. Florian angefertigt worden ist, kam als Motiv auf eine Sonderbriefmarke der Post, die am 15. März in St. Florian präsentiert wurde.
In Bibliothek und Archiv wurden intensive und arbeitsaufwendige Initiativen zur Digitalisierung und Präsentation wichtiger Handschriften im Internet gesetzt. Robert Klugseder digitalisierte die zahlreichen musikhandschriftlichen Quellen der Stiftsbibliothek. Die Fotos sind auf der Plattform www.cantusplanus.at der Österreichischen Nationalbibliothek zu finden. Klugseder fotografierte auch alle Musikalien des Brucknerarchivs. Das Institut für Musikforschung der Österr. Akademie der Wissenschaften wird diese Fotos demnächst in einem Onlineportal für Anton Bruckner präsentierten. Der Hausfotograf Franz Reischl erstellte für das Friedberg Genizah Project Jerusalem Digitalfotos aller hebräischen Handschriftenfragmente.
Im Stiftsarchiv hat Friedrich Buchmayr die Katalogisierung der Nachlässe fortgesetzt. Dabei werden die Archivalien in säurefreie Umschläge und Schachteln umgelagert. Mittlerweile liegen umfangreiche Verzeichnisse zu neun Nachlässen vor, u.a. von Franz Kurz, Joseph Chmel, Jodok Stülz und Albin Czerny. Neben den vielen Manuskripten waren auch rund 4.400 Briefe zu erfassen. Darunter befanden sich auch zwei unbekannte Briefe Anton Bruckners.
Für die Buchpublikation "Eine Zeitreise nach St. Florian mit der Florianerbahn" (Linz 2013) von Manfred Carrington und Andreas Reiter wurden Archivalien und Fotos aus dem Stiftsarchiv zur Verfügung gestellt. Das Buch "Mauthausen - Markt und Maut im Mittelalter" von Willibald Katzinger (Mauthausen 2013) enthält viele Quellen aus dem Stiftsarchiv.
Die Zusammenarbeit des Musikarchivs mit dem Verein "Brucknertage St. Florian" führte zur Begründung der neuen Reihe "aus dem Musikarchiv des Chorherrenstiftes St. Florian". Beim diesjährigen Festival kam am 18. August ein Arrangement des Finales aus der Sinfonie Nr. 95 von Joseph Haydn zur Aufführung. Elisabeth Maier und Renate Grasberger setzten die Neukatalogisierung des Brucknerarchivs fort.
Die Neuordnung und Neuaufstellung der Münzsammlung schreitet weiter voran. Mittlerweile sind die österreichischen Münzen von 1477 bis 1780 von Bernhard Prokisch geordnet, beschriftet und in die vom Haustischler angefertigten Münzschränke eingelegt worden.
Das "Prinz-Eugen-Bett" wurde im Zusammenhang mit einer Entlehnung zur Eröffnung des Winterpalais des Prinzen Eugen in Wien auf Kosten der Leihnehmer behutsam restauriert.
Das Stift St. Florian war mit Leihgaben an folgenden Ausstellungen beteiligt:
• Il Cammino di Pietro (Tolmezzo, Italien)
• Alte Spuren, neue Wege (OÖ. Landesausstellung Bad Leonfelden u.a.)
• Brot und Wein (NÖ. Landesausstellung Asparn u.a.)
• Credo (Diözesanmuseum St. Pölten)
• Goldener Herbst (St. Florian)
Karl Rehberger hielt zwei gut besuchte Vorträge in St. Florian. Am 20. September fand im Stift die Präsentation des Buches "Stift St. Florian im Österreichischen Erbfolgekrieg" (Linz 2013) statt. Karl Rehberger und Christiane Wunschheim edierten damit die tagebuchartigen Aufzeichnungen des Propstes Johann Georg Wiesmayr zu den Ereignissen von 1741/1742 und versahen diese mit umfangreichen Anmerkungen und einem Register.
Friedrich Buchmayr publizierte zusammen mit Werner Telesko den Aufsatz "Der 'Marmorsaal' im Augustiner-Chorherrenstift St. Florian" im Jahrbuch des OÖ. Musealvereines 158 (2013), S. 211-258. Die Autoren haben den Aufsatz Karl Rehberger gewidmet. Das Buch "Streifzüge III: Beiträge zur oö. Musikgeschichte", hrsg. von Klaus Petermayr, Linz 2013 enthält Buchmayrs Aufsatz "Zwei unbekannte Briefe Anton Bruckners" (S. 177-185). Buchmayr nahm an der Tagung "Barocke Kunst und Kultur im Donauraum" in Passau teil, bei der auch die ersten Initiativen zu einem großen, grenzüberschreitenden Ausstellungsprojekt gesetzt wurden.
Tätigkeitsbericht 2014
Mit Kleinausstellungen in drei Vitrinen wurde 2014 an Jubiläen der Pröpste Michael Arneth und Vinzenz Hartl sowie des Kunstsammlers Jakob Joseph Pollak erinnert. Es gab wiederholt Sonderführungen zu halten, u.a. für Bischof Ivo Muser aus Brixen und für eine Exkursion der Saint John's University Minnesota (USA).
Die international renommierte Düsseldorfer Künstlerin Candida Höfer erstellte Fotoaufnahmen der Stiftsbibliothek und anderer Räumlichkeiten des Stiftes. Bücher aus dem Dublettenbestand wurden für ein Forschungsprojekt der Donauuniversität Krems zur Verfügung gestellt. Prof. Patricia Engel will dabei ein Verfahren zur Rettung von Holzschliffpapieren des 19. Jahrhunderts entwickeln.
Robert Klugseder publizierte nach längeren Aufenthalten in der Stiftsbibliothek den Aufsatz "Mittelalterliche musik-liturgische Quellen aus dem Augustinerchorherrenkloster St. Florian" (in: Musicologica Austriaca 31/32 (2014), S. 13-82). Edit Anna Lukács edierte in ihrem Aufsatz "Die Meditationes von Thomas Bradwardine" (in: Mitteilungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung 122/2 (2014), S. 301-321) einen Text aus der Handschrift XI 126.
Im Stiftsarchiv hat Friedrich Buchmayr die Katalogisierung und Neulagerung der Nachlässe fortgesetzt. Heuer stand u.a. der Nachlass von Franz Xaver Müller auf dem Programm, bei dem neben vielen Manuskripten auch 2.800 Briefe zu erfassen waren. Einige Reproduktionen aus Müllers Nachlass sind in der neuen Dauerausstellung über Johann Nepomuk David im Instrumentenmuseum Schloss Kremsegg zu sehen.
Das diesjährige Bruckner-Symposion fand vom 2. bis 4. Oktober im Stift St. Florian statt. Für das neu gegründete Klangmuseum in Mexiko (Casa de la Música Viena) waren einige Quellen aus dem Brucknerarchiv zu digitalisieren. Elisabeth Maier und Renate Grasberger präsentierten im Rahmen der "Brucknertage St. Florian" ihr Buch "Die Bruckner-Bestände des Stiftes St. Florian. Katalog. Teil 1: Das Bruckner-Archiv (Gruppe 1-12)" (Wien 2014). Am Nachfolgeband wird laufend gearbeitet.
Die Neuordnung und Neuaufstellung der Münzsammlung durch Bernhard Prokisch schreitet weiter voran. Am 2. April wurde das neu gestaltete Anton Bruckner Museum Ansfelden eröffnet, für das neben dem alten Orgelspieltisch der Stiftskirche auch viele Reproduktionen zur Verfügung gestellt wurden.
Am 13. September fand die feierliche Übergabe der einzigartigen Vogelsammlung (mit 349 historischen Präparaten) an das OÖ. Landesmuseum statt, wo sie hinkünftig wissenschaftlich und restauratorisch betreut wird.
Im Juli führte die Firma Kickinger (Unterweitersdorf) die dringend notwendige Begasung der Kaiserzimmer durch. Es waren umfangreiche Begleitarbeiten notwendig. Dutzende Gemälde aus den Kunstsammlungen, die vom Holzwurm befallen waren, mussten in die Kaiserzimmer und später wieder zurück an ihren ursprünglichen Platz transportiert werden.
Das Stift St. Florian war mit Leihgaben an folgenden Ausstellungen beteiligt:
• Fantastische Welten (Frankfurt am Main, Wien)
• Glanz & Glamour, Feiern bei Hofe (Schlosshof)
• 350 Jahre Prinz Eugen (Winterpalais Wien)
Karl Rehberger führte die vor Jahren begonnene Transkription von Archivhandschriften (u.a. des Propstes Johann Georg Wiesmayr) und die Überarbeitung des alten Archivrepertoriums (von Jodok Stülz) fort. Über die Feierlichkeiten zu seinem 80. Geburtstag wird an anderer Stelle berichtet.
Friedrich Buchmayr präsentierte bei den "Brucknertagen St. Florian" sein neues Buch "Ein Ort von Welt. 13 europäische Reisende erleben das Stift St. Florian" (vgl. Rezension an anderer Stelle). Der aktuelle, von Friedrich Buchmayr und Johann Holzinger herausgegebene Kunstführer ist in englischer Übersetzung ("Augustinian Collegiate Foundation St. Florian") im Verlag Schnell und Steiner erschienen.
Tätigkeitsbericht 2015
Anlässlich der 300-Jahrfeier der Weihe der barocken Stiftsbasilika St. Florian gab es im Foyer der OÖ. Wirtschaftskammer in Linz einige Wochen lang eine Ausstellung zur barocken Baugeschichte des Stiftes zu sehen. Unter dem Motto "Kultur trifft Wirtschaft" kamen 400 Mitglieder der Wirtschaftskammer (Bezirk Linz-Land) am 29. September nach St. Florian. Nach Sonderführungen durch das Stift folgte eine liturgische Andacht in der Stiftsbasilika mit einem Orgelkonzert von Klaus Sonnleitner, eine Lesung Friedrich Buchmayrs aus seinem Buch "Ein Ort von Welt" und eine Darbietung der St. Florianer Sängerknaben.
Es gab wiederholt Sonderführungen in der Stiftsbibliothek zu halten, u.a. am 14. April für Teilnehmer der Internationalen Ordensarchivtagung in Puchberg und am 24. Juni für den Jubiläumsbesuch der Hill Monastic Manuscript Library der St. John's Universität in Collegeville (Minnesota, USA), die 1966 alle mittelalterlichen Handschriften der Stiftsbibliothek mikroverfilmt hat.
Der vorhandene Jahrgang 1619 der Kölner Zeitschrift "Historicae Relationis Continuatio" stellte sich als einziges erhaltenes Exemplar weltweit heraus. Für ein Forschungsprojekt, das die Lebensreise eines Elefanten ("Hansken") durch Europa rekonstruiert, konnte in einer Handschrift der Stiftsbibliothek ein Besuch im Stift Ranshofen am 27. Mai 1651 nachgewiesen werden.
Im Stiftsarchiv hat Friedrich Buchmayr die Katalogisierung und Neulagerung der Nachlässe fortgesetzt. Heuer stand der Nachlass von Michael Gitlbauer auf dem Programm, bei dem neben vielen Manuskripten auch 1.500 Briefe zu erfassen waren. Herbert Schwarz publizierte im Verlag des PGR St. Marienkirchen nach Vorarbeiten im Stiftsarchiv eine kleine Broschüre "Zum hundertsten Geburtstag von Pfarrer Karl Stroblmair (1915-2006)".
Elisabeth Maier und Renate Grasberger präsentierten am 16. August im Rahmen der "Brucknertage St. Florian" ihr Buch "Die Bruckner-Bestände des Stiftes St. Florian. Katalog. Teil 2: Das Bruckner-Archiv (Gruppe 13-23)" (Wien 2015). Am Abschlussband wird laufend gearbeitet. Die neue Forschungsplattform http://www.bruckner-online.at/ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften enthält u.a. Fotos aller handschriftlichen Quellen zu Bruckner-Kompositionen aus dem hiesigen Brucknerarchiv.
Die Neuordnung und Neuaufstellung der Münzsammlung durch Bernhard Prokisch schreitet weiter voran. Heuer waren die Münzen der Reichskreise Bayern, Franken und Schwaben an der Reihe.
Wilhelm Georg Rizzi konnte in seinem Aufsatz "Bartolomeo Altomonte in Hagenberg und eine Hypothese zur Baugeschichte der Schlosskapelle", in: Jahrbuch der Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege Oberösterreich 160 (2015), S. 423-453 zwei Grafiken Altomontes aus den Stiftsammlungen neu zuordnen. Im gleichen Jahrbuch wertete Karl Schütz im Aufsatz "Unterzeichnungen am Sebastiansaltar von Albrecht Altdorfer im Stift St. Florian" (S. 491-498) seine schon 1988 angefertigten Infrarotreflektografien aus.
Für eine Sendung über Albrecht Altdorfer am 28. Mai im Bayerischen Fernsehen (Sendereihe "Lido") wurden Filmaufnahmen und ein Interview beim Altdorfer-Altar gemacht. Am 8. Juni führte Andreas Hofinger restauratorische Maßnahmen an den Wänden und den Rückseiten der Gemälde im Altdorferraum durch.
Das Buch "Unterirdisches Oberösterreich: Höhlen, Bunker, Grüfte, Stollen, Keller, Krypten, Geheimgänge, Verliese" (Wien 2015) von Robert Bouchal und Josef Weichenberger enthält eine umfangreiche Beschreibung von Krypta und Gruft des Stiftes St. Florian.
Das Stift St. Florian war mit Leihgaben an folgenden Ausstellungen beteiligt:
• Hexen (u.a. Tokyo, Japan)
• Fantastische Welten (Frankfurt am Main und Wien)
• Höhenrausch: Das Geheimnis der Vögel (Linz)
Karl Rehberger hielt am 15. September in St. Florian einen Jubiläumsvortrag über "Die Kirchweihe von 1715". Er setzte seine Transkription von Archivhandschriften (u.a. des Propstes Johann Georg Wiesmayr) und die Arbeit am Nachtragsband zur Bibliografie von St. Florian fort. Am 29. September zeigte er bei einer Exkursion des OÖ. Landesarchivs Schätze aus Archiv und Bibliothek.
Friedrich Buchmayr publizierte den Aufsatz "Prälatengang Nr. 5 - Anton Bruckner als Gast im Stift St. Florian", in: Bruckner-Jahrbuch 2011-2014, Linz 2015, S. 7-44. Am 9. Mai referierte er bei einer Tagung des Aromaforums Österreich im Stift St. Florian über "Alte Kräuterbücher aus der Stiftsbibliothek".
Tätigkeitsbericht 2016
Das Jahr 2016 stand ganz im Zeichen der Gesamtrestaurierung des Hauptsaals der Stiftsbibliothek. Im Vorfeld waren viele Besprechungen mit dem Bundesdenkmalamt und mit den Restauratoren notwendig und einige bürokratische Hürden zu überwinden. Vor Ort mussten die vier großen Tischkästen im Hauptsaal ausgeräumt und die dort aufbewahrten rund 700 Pläne umgelagert werden. Im benachbarten Floriangang waren alle Kunstgegenstände, darunter auch die beiden mittelalterlichen Florianstatuen, vorübergehend abzutransportieren, weil neue elektrische Leitungen im Boden verlegt werden mussten.
Am 29. Juni begannen die Restaurierungsarbeiten mit den Bodenfliesen (Fa. Fraundorfer, St. Martin i. M.). Schadhafte Stücke wurden repariert oder ausgetauscht, die Fugen gereinigt und erneuert. Zur Verlegung der elektrischen Kabel mussten viele Fliesen vorübergehend entfernt werden. Am 12. Juli erfolgte eine Abschlussbesprechung des Gesamtprojekts mit allen beteiligten Restauratoren und Handwerkern unter Anwesenheit der Landeskonservatorin Ulrike Knall-Brskovsky. Anschließend konnte das Gerüst aufgebaut werden.
Am 25. Juli begann die Restaurierung des Deckenfreskos (Herbert Schwaha). Das noch nie restaurierte Fresko von 1747 wies noch die abschließenden Kreideretuschen des Künstlers Bartolomeo Altomonte auf. Aufgrund des hervorragenden Gesamtzustands beschränkten sich die Arbeiten auf eine sensible Oberflächenreinigung und auf das Zurückdrängen einzelner Verschwärzungen, die durch bestimmte Farbkomponenten entstanden waren. Nur eine Stelle mit Folgeschäden aus einem lange zurückliegenden Wassereinbruch erforderte ein tieferes Eingreifen. Noch im Sommer konnte mit der Verlegung der elektrischen Leitungen (Fa. Karrer, St. Florian) im Boden und hinter den Regalwänden begonnen werden. Vor dem Bibliothekseingang wurde in die Wand ein neuer Sicherungskasten eingebaut, der auf Wunsch des Denkmalamts eine barocke Eisentür (wie bei den Feuerstellen für die Kachelöfen) erhielt. Die Elektroarbeiten kamen mit der Anbringung der Deckenbeleuchtung zum Abschluss.
Ab 22. August nutzte der Tischler (Herbert Simader, St. Johann a. W.) die Eingerüstung zu Reinigungsarbeiten an den Gesimsen der Buchregale und zur Restaurierung der dortigen Goldfassungen und Schnitzwerke. Die Untersuchung des Buchbestands nach Insektenbefall (Patricia Engel, Langenlois) verlief erfreulicherweise negativ, sodass keine Begasung des Raums notwendig war.
Da alle Arbeiten zeitgerecht abgeschlossen wurden, konnte das Gerüst noch in der Woche vor Weihnachten wieder abgebaut werden.
Um den Besucherinnen und Besuchern St. Florians auch in der Zeit der Schließung des Bibliothekssaals einen Einblick in die Bücherwelt zu ermöglichen, wurden im Musiksalon in vier Vitrinen mittelalterliche Handschriften und seltene Drucke gezeigt, die bisher noch nie zu sehen waren. Einen Höhepunkt bildeten die barocken Mikrografien, also Kalligrafien in höchster Vollendung, und eine Publikation des "Vater Unser" in 814 Sprachen der Welt (Wien 1844-47). Auch die Ölskizze Bartolomeo Altomontes zum Deckenfresko der Stiftsbibliothek war zu sehen. Neben dem Bibliothekseingang wurde ein großformatiges Panoramafoto des Hauptsaals präsentiert, das die bekannte Innenraumfotografin Candida Höfer zur Verfügung stellte.
Der übliche Alltagsbetrieb in Bibliothek, Archiv und Sammlungen lief ungehindert weiter. Es gab einige Sonderführungen zu halten, u.a. für das Institut für Kunstgeschichte der Univ. Passau. Eine Folge der populären ORF-Fernsehserie "Aus dem Rahmen" mit Karl Hohenlohe wurde ausschließlich dem Stift gewidmet. Es gab am 4. März Aufnahmen und Interviews an den wichtigsten Schauplätzen im Haus. Am 12. Mai folgten Aufnahmen für die ORF-Fernsehserie "Zurück zur Natur" mit Interviews über alte Kräuterbücher und über die Restaurierung der Stiftsbibliothek. Geoff Tompkinson fertigte für einen Werbefilm von Oberösterreich-Tourismus Aufnahmen in der von ihm entwickelten Hyperzoom-Technologie in der Stiftsbibliothek an.
Im Musikarchiv trafen viele Reproduktionswünsche ein, nicht zuletzt deshalb, weil gleichzeitig zwei neue Bruckner-Gesamtausgaben anliefen. Dabei gab es auch vermehrt Rückfragen zu Anton Bruckners Umfeld im Stift zu beantworten. Fabian Freisberg nützte die Bestände des Musikarchivs für seine Dissertation "Die Kirchenmusik Anton Bruckners: Ein Beitrag zum Verständnis der Entwicklung seiner künstlerischen Identität" (Saarbrücken 2016).
In den Sammlungen hat Bernhard Prokisch im Jänner seine Arbeiten zur Neuordnung der Münzsammlung fortgesetzt. Einen großen zeitlichen Mehraufwand verursachte eine Änderung in der Computersoftware für die Aufnahme von Museumsbeständen beim OÖ. Museumsverbund. Die rund 3.500 Datensätze für deutsche Grafiken aus der Grafiksammlung des Stiftes mussten konvertiert, in das neue Programm "Museumskollektor" importiert und umfassend nachbearbeitet werden, um langfristig nutzbar zu bleiben.
Das Stift St. Florian war mit Leihgaben an folgenden Ausstellungen beteiligt:• Hexen (Japan, u.a. Tokyo)• Mensch & Pferd (OÖ. Landesausstellung Stadl-Paura, Lambach)
Karl Rehberger publizierte zusammen mit Christiane Wunschheim den Nachtragsband "Bibliographie zur Geschichte des Stiftes St. Florian 2011-2015" (Verlag des OÖ. Landesarchivs) und die Ausgabe des "Advocatus fidelis" des Barockpropstes Johann Georg Wiesmayr, mit dem dieser Rechenschaft über seine Amtszeit ablegte (Verlag Wagner, Linz).
Tätigkeitsbericht 2017
Das Jahr 2017 stand (wie schon das Jahr zuvor) wieder ganz im Zeichen der Gesamtrestaurierung des Hauptsaals der Stiftsbibliothek. Nach einer halbjährigen Sperre konnten allerdings ab März parallel zu den Arbeiten wieder Führungen in die Bibliothek stattfinden. Ernst Prohaska (Prambachkirchen) reinigte die Oberflächen der Fenster und konservierte das Holz mithilfe einer Ölpflege. Morsche und nicht mehr tragfähige Bauteile an den Fensterstöcken und -flügeln wurden ausgetauscht. Die Restaurierung schadhafter Bleiverlötungen nahmen die Glaswerkstätten des benachbarten Stiftes Schlierbach vor. Danach montierte die Linzer Firma Kos die neuen Rollos, die keine UV-Transmission mehr zulassen.
Im Frühsommer begann Herbert Simader (St. Johann am Wimberg) mit den Arbeiten am Mobiliar. Alle Holzoberflächen wurden einer gründlichen Reinigung unterzogen. Es sollte aber bewusst zu keiner Veränderung des optischen Erscheinungsbilds (z.B. durch Hochglanz beim transparenten Lack und an den Vergoldungen) kommen. Im Vordergrund standen substanzsichernde Maßnahmen wie das Niederleimen loser Furniere und von Fassungsschollen an den Vergoldungen. Die Fehlstellen in den Schnitzereien, Vergoldungen und Furnieren wurden ergänzt. Alle Laden, Türen und Sessel sowie Schlösser und Verriegelungen der vier Tischkästen wurden überprüft und wieder funktionstüchtig gemacht. Die großen Tischplatten mussten von innen her abgestützt und so stabilisiert werden. Eine große Herausforderung stellte die Nachproduktion extrem dünner Hobelfurniere aus Nussholz dar, die an den Abrundungen der großen Tischplatten verwendet wurden und an vielen ausgebrochenen Stellen zu ergänzen waren. Bei der Auswechslung der ausgebleichten Stoffbespannungen der Tischkästen wurde Traute Rupp (Puchenau) beigezogen. Die Tischlerarbeiten konnten am 21. Dezember abgeschlossen werden.
Das Restaurierungsprojekt war für das Stift St. Florian eine große finanzielle Herausforderung, auch wenn Förderungen durch den Bund und durch die Marktgemeinde St. Florian verbucht werden konnten. Eine breit angelegte Spendenaktion erbrachte die erfreuliche Summe von 90.000 Euro. Am 29. September 2017 fand ein großes Eröffnungsfest zu Ehren der Sponsoren statt. Eine Woche später wurde die restaurierte Bibliothek im Rahmen der „Langen Nacht der Museen“ der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Für 2018 ist die Reinigung der Regalböden und der rund 40.000 Bücher des Hauptsaals geplant. Darüber hinaus sollen die ersten Bücher restauriert werden. Buchrestauratorinnen aus ganz Österreich wurden eingeladen, Kostenvoranschläge für die Restaurierung von drei Musterbänden einzureichen.
Es gab viele Sonderführungen zu halten, nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit der Spendenaktion für die Bibliotheksrestaurierung. Der amerikanische Künstler und Designer Justin Wadge fertigte im März Zeichnungen des Hauptsaals der Bibliothek an, die in St. Florian und New York ausgestellt waren. Die Germanistik-Studentin Magdalena Lichtenwagner untersuchte deutschsprachige medizinische Handschriften der Stiftsbibliothek. Der Romanist Walter Wagner veröffentlichte im Rahmen seines Aufsatzes „L’Optique du Coeur et de l’Esprit: Eine unbekannte Handschrift des Chevalier de Berny“ (Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2016-2, S. 33-42) erstmals einen handschriftlichen Text von 1769.
Im Archiv begann am 13. Juni der Stipendiat Philipp Bruckmayr ein einjähriges Forschungsprojekt über den Orientalisten Hermann Stieglecker (1885-1975), der an der Hauslehranstalt des Stiftes St. Florian unterrichtet und das mittlerweile vielbeachtete Werk „Die Glaubenslehren des Islam“ (1962) publiziert hat. Im Sommer ordnete der Praktikant Harald Hofer die Korrespondenz im Nachlass Stiegleckers. Für die Begleitausstellung zum internationalen Glockensymposion in St. Florian am 6. September wurden viele Quellen aus dem Archiv zur Verfügung gestellt.
Aus dem Musikarchiv ist ein bedeutender Zuwachs zu vermelden. Erwin Horn (Würzburg) übergab am 10. November einen Originalbrief Anton Bruckners aus dem Jahr 1887. Klaus Petermayr (Anton Bruckner Institut Linz) führte seine Vorarbeiten zu einer Edition der kirchenmusikalischen Aufführungsverzeichnisse St. Florians fort. Viele Reproduktionswünsche betrafen die beiden neuen, parallel laufenden Gesamtausgaben der Werke Anton Bruckners.
In den Sammlungen hat Bernhard Prokisch im Sommer seine Arbeiten zur Neuordnung der Münzsammlung fortgesetzt und die religiösen Medaillen katalogisiert. Für ein Forschungsprojekt von Manuela Mayer über „Die numismatischen Netzwerke der österreichischen Vorgänger Eckhels“ an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften konnte auf 65 unbekannte Briefe des Numismatikers Josef Khell aufmerksam gemacht werden.
Das Stift St. Florian war mit Leihgaben an folgenden Ausstellungen beteiligt:
• Rueland Frueauf d. Ä. und sein Kreis (Wien, Österr. Galerie Belvedere)
• Reformation – Gegenreformation (Rutzenmoos, Evangelisches Museum)
Karl Rehberger und Friedrich Buchmayr gaben Interviews über Alois Nikolussi und Johannes Hollsteiner für eine ORF-Fernsehsendung in der Reihe „kreuz und quer“. Zusammen mit Wolfgang M. Schleidt veröffentlichte Friedrich Buchmayr den Artikel „Chorherren-Porzellan: Blaumalerei aus der Wiener Manufaktur im Stift St. Florian“ (OÖ. Heimatblätter 2016, Heft 3/4, S. 139-148). Am 13. März las er im Linzer Ursulinenhof aus seinem Buch „Ein Ort von Welt: 13 europäische Reisende erleben das Stift St. Florian“. Im Sonderheft „Konservieren – Restaurieren – Forschen“ der Zeitschrift „das münster“ (70. Jg. 2017, S. 343-347) erschien Friedrich Buchmayrs Aufsatz „Die Restaurierung der Stiftsbibliothek St. Florian“.
Tätigkeitsbericht 2018
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Restaurierung des Hauptsaals der Stiftsbibliothek stand im Sommer 2018 die Reinigung der Bücher und Regalböden auf dem Programm. Dem Team gehörten Bibliotheksleiter Friedrich Buchmayr, der Kleriker Clemens Kafka und der Praktikant Harald Hofer an. Im Vorfeld gab die Projektleiterin Patricia Engel (Donauuniversität Krems) eine Einschulung zur fachgerechten Staubentfernung. Dabei wurde auch besprochen, wie die Schäden an den Büchern selbst zu erheben und zu dokumentieren sind.
Mit Unterstützung durch 13 freiwillige Helferinnen und Helfer (darunter Schauspieler Gerhard Brössner) konnten vom 29. Juni bis zum 31. August alle Bücher im schwer zugänglichen Galeriebereich und mehr als ein Drittel des übrigen Bestands gereinigt und begutachtet werden. Um eine durchgängig aufrechte Stellung aller Bände zu gewährleisten, wurden 314 Buchstützen in unterschiedlichen Höhen angeschafft. Bei rund 1.500 Bänden waren Schäden festzustellen, in der Hauptsache Licht- und Wärmeschäden aus vergangenen Zeiten ohne Sonnenschutz an den Fenstern. Erfreulicherweise fand sich auch weiterhin kein aktiver Nagekäferbefall („Bücherwurm“).
Die ersten Vorbereitungen zu den eigentlichen Buchrestaurierungen wurden getroffen. Die unterschiedlichen Einbandmaterialien (vegetabil gegerbtes Leder, Pergament, alaungegerbtes Leder) und Beschädigungsgrade verlangen Fingerspitzengefühl bei der Restaurierung. Bei einem Treffen in St. Florian klärten Friedrich Buchmayr und Patricia Engel mit den beiden ausgewählten Buchrestauratorinnen noch einmal die Detailfragen ab und erteilten Aufträge zu Musterrestaurierungen. Durch eine großzügige Spende der Florianer Freunde der Kunst konnten dabei die zum Teil stark beschädigten Ledereinbände der 11-bändigen Pariser Polyglottbibel (1629-1645) restauriert werden. Dieses Meisterwerk der Buchdruckgeschichte enthält die gesamte Bibel in sieben Sprachen, darunter erstmals in Syrisch und Samaritanisch.
Es gab mehrere Sonderführungen zu halten, u.a. am 12. Juni für Studenten der Geschichte der Universität Linz. Für den Ausbildungslehrgang Heimatforschung der Akademie der Volkskultur hielt Friedrich Buchmayr am 8. Juni das Modul „Zeitreise durch ein Jahrtausend: Stiftsbibliothek und Stiftsarchiv St. Florian“.
Alle hebräischen Fragmente der Handschriftensammlung wurden fotografiert und sollen auf der Homepage der National Library of Israel (Jerusalem) präsentiert werden. Andreas Nievergelt hat bei seiner Durchsicht von Handschriften nach Glossen einige noch unbekannte althochdeutsche Griffelglossen entdeckt.
Die Buchpublikation „Donau – eine literarische Flussreise“ (Regensburg 2018) von Gerd Burger enthält eine längere Passage über das Stift St. Florian (S. 48-53).
Im Stiftsarchiv konnte der Stipendiat Philipp Bruckmayr sein Forschungsprojekt über den Orientalisten Hermann Stieglecker (1885-1975) weiterführen, der als Professor an der Hauslehranstalt des Stiftes St. Florian gewirkt und das vielbeachtete Werk „Die Glaubenslehren des Islam“ (1962) publiziert hat. Nach vielen Aufenthalten im Stiftsarchiv präsentierte der Stipendiat am 9. Mai bei einem Hermann-Stieglecker-Abend in St. Florian erste Ergebnisse. Vom 16. bis 18. September fand im Stift St. Florian eine „Hermann Stieglecker-Gedächtnistagung“ statt, die vom Forum für Weltreligionen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Orientalistik der Universität Wien organisiert wurde und internationale Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenführte. Der Orientalist Cornelis (Eric) van Lit erstellte einen Katalog der im Stift befindlichen Bibliothek Rudolf Geyers, des Lehrers Stiegleckers. Dieser Katalog umfasst 1.500 Bücher und ist über die Homepage der Stiftsbibliothek öffentlich zugänglich gemacht worden
Die Landschaftsarchitektin Barbara Bacher präsentierte am 3. Juli ein Konzept für eine behutsame und historisch fundierte Neugestaltung des Prälatengartens. Im Vorfeld waren die vorhandenen Pläne und Dokumente aus den vergangenen Jahrhunderten auszuheben und zu reproduzieren.
Am 24. April wurde eine größere Anzahl an Matrikelbüchern aus der Stiftspfarre St. Florian in das Stiftsarchiv überstellt. Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Geburtshauses des Chorherrn und Komponisten Franz Xaver Müller (1870-1948) waren viele Arbeiten im Nachlass Müllers notwendig, aus dem 219 Digitalisate zur Verfügung gestellt wurden.
Im Musikarchiv hat der Dirigent und Violinist Gunar Letzbor (Ars Antiqua Austria) eine große Anzahl an Kopien von Werken des Hauskomponisten Franz Joseph Aumann (1728-1797) angefordert, die er bei verschiedenen Gelegenheiten zur Aufführung bringen will. Klaus Petermayr (Anton Bruckner Institut Linz) führte seine Vorarbeiten zur Edition der kirchenmusikalischen Aufführungsverzeichnisse St. Florians fort. Die in den vergangenen Jahren angefertigten Digitalisate aller Werke Bruckners aus dem Brucknerarchiv sind nun über die Plattform bruckner-online der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.
Im Hinblick auf das Bruckner-Jubiläumsjahr 2024 (200. Geburtstag) ist von den Kulturabteilungen der Stadt Linz und des Landes Oberösterreich ein breit angelegter Anton-Bruckner-Markenbildungsprozess eingeleitet worden. An den Workshops, die mit 2. Juli starteten, nahm auch Friedrich Buchmayr teil.
Nach dem Tod Karl Rehbergers am 31. Jänner wurde Harald R. Ehrl am 13. März zu seinem Nachfolger bestellt. Als Kustos trägt er die erste Verantwortung für die Stiftsbibliothek, das Stiftsarchiv und die Kunstsammlungen, deren wissenschaftliche Leitung nach wie vor in den Händen von Friedrich Buchmayr bleibt. Bernadette Kerschbaummayr, die an einer Dissertation über die Grafiksammlung des Stiftes St. Florian arbeitet, wurde als wissenschaftliche Referentin für die Kunstsammlungen angestellt.
Das neue Team zeigte bei der Sonderausstellung „Römisches durch die Jahrhunderte“, die vom 9. September bis zum 8. Oktober zu sehen war, viele noch nie präsentierte Objekte aus den hauseigenen Sammlungen (Skulpturen, Gemälde, Grafiken, Bücher und Fotografien). Bei der Eröffnung berichtete die ORF-Korrespondentin Mathilde Schwabeneder über ihr Leben in der Stadt Rom. In der Langen Nacht der Museen am 6. Oktober wurde eine Kinderführung durch die Römerzeit-Sonderausstellung und eine Taschenlampenführung durch den Marmorsaal angeboten. Den Höhepunkt bildete eine Lesung von Friedrich Buchmayr aus seinem Buch „Ein Ort von Welt“ mit Gitarre-Improvisationen von Severin Trogbacher und einer Lichtshow von Helmut Scheiber im Marmorsaal.
Eine weitere Sonderausstellung mit dem Titel „Verborgene Fenster — Gotische Blindfenster in neuem Licht“ (15. März bis 6. Mai) wurde von Ferdinand Reisinger organisiert. Elf befreundete Künstler, darunter Ernestine Tahedl und Manfred Hebenstreit, präsentierten ihre Entwürfe für imaginäre Glasfenster zu den gotischen Blindfenstern am Südturm der Stiftsbasilika.
Mit Leihgaben aus den Kunstsammlungen war das Stift St. Florian wieder an mehreren Ausstellungen beteiligt:
• Rueland Frueauf d. Ä. und sein Kreis (Belvedere Wien)
• Out of the Dark: Kremser Schmidt (Diözesanmuseum St. Pölten)
• Neueröffnung Geburtshaus Franz Xaver Müllers (Dimbach)
Friedrich Buchmayr nahm an mehreren Tagungen teil, u.a. am 22. Jänner am Studientag „Wirtschaftsunterlagen und Datenschutz“ der Archive der Kirchen und Religionsgemeinschaften in Salzburg und am 26. April beim Treffen des Netzwerks Graphische Sammlungen im Stift Göttweig, bei dem er zusammen mit Bernadette Kerschbaummayr über die Grafiksammlung des Stiftes St. Florian referierte. Bei der Fachtagung „Klösterliche Handschriften- und Buchverkäufe in der Zwischenkriegszeit“ (16. / 17. April 2018) im Wiener Schottenstift, die vom Institut für Österreichische Geschichtsforschung und der Österreichischen Nationalbibliothek veranstaltet wurde, hielt Friedrich Buchmayr einen Vortrag über die Inkunabelverkäufe des Stiftes St. Florian in der Zwischenkriegszeit. Er gab auch mehrere Interviews, u.a. für die Sendung „Geheimnisvolle Orte VI: Hitlers Linz“ (ARD, 23. Juli) und „Heimat Österreich: Stift St. Florian“ (ORF III, 31. Oktober).
Tätigkeitsbericht 2019
Die Reinigung der Bücher und Regalböden im Hauptsaal der Stiftsbibliothek, die im Sommer 2018 begonnen hatte, wurde im Sommer 2019 zu Ende geführt. Dem Team gehörten wieder Bibliotheksleiter Friedrich Buchmayr, der Kleriker Clemens Kafka und der Praktikant Harald Hofer an. Mit Unterstützung durch einen weiteren Praktikanten und acht freiwillige Helferinnen und Helfer (darunter Schauspieler Gerhard Brössner) konnten vom 1. Juli bis zum 2. August die restlichen Bücher im Hauptsaal gereinigt und begutachtet werden. Bei weiteren 486 Bänden waren Schäden festzustellen, in der Hauptsache Licht- und Wärmeschäden aus vergangenen Zeiten ohne Sonnenschutz an den Fenstern. Damit ergibt die Gesamtbilanz für den Hauptsaal 1.986 beschädigte Bücher. Erfreulicherweise fand sich auch weiterhin kein aktiver Nagekäferbefall („Bücherwurm“). Am 8. Juli unterstützte Projektbetreuerin Patricia Engel (Donauuniversität Krems) mit Studentinnen die Aktion. Zuletzt konnten die zwischenzeitlich ausgelagerten Karten und Pläne wieder in die Querkästen des Hauptsaals eingeordnet werden.
Im März 2019 erteilte das Bundesdenkmalamt einen positiven Bescheid zur vorgeschlagenen Vorgangsweise bei der Restaurierung der unterschiedlichen Einbandmaterialien (vegetabil gegerbtes Leder, Pergament, alaungegerbtes Leder). Damit konnte mit den eigentlichen Buchrestaurierungen begonnen werden, die großteils über Buchpaten und Spenden finanziert werden sollen. Die Zuteilung der Arbeitsaufträge an die ausgewählten Buchrestauratorinnen erfolgt nach Maßgabe der finanziellen Mittel, wobei den Büchern der höchsten Dringlichkeitsstufe der Vorrang eingeräumt wird. Bis zum Jahresende 2019 konnten bereits mehr als ein Dutzend Bände restauriert werden. Den Buchpaten, an die Lesezeichen in den entsprechenden Büchern dauerhaft erinnern, wurde mit einem vorweihnachtlichen Schreiben und einer Dokumentation zum geförderten Band gedankt.
Im Zuge der Reinigungsarbeiten kamen auf Einbänden zwei Fragmente der Riesenbibel von St. Florian (um 1140) zum Vorschein, die ab Juni im Rahmen der Führungen in der Stiftsbibliothek besichtigt werden konnten. Die wissenschaftliche Aufarbeitung leisteten die beiden Entdecker Friedrich Buchmayr und Clemens Kafka im gemeinsamen Aufsatz „Zwei neue Fragmente der Riesenbibel von St. Florian“, in: Codices manuscripti & impressi, Heft 114/115, April 2019, S. 1–8.
In der Radio-Sendereihe „Moment – Leben heute“ (ORF Ö 1) kam Friedrich Buchmayr am 20. Jänner in einer Folge, die dem Thema „Staub“ gewidmet war, ausführlich zu Wort. Aus dem Dublettenbestand der Stiftsbibliothek konnten der Bibliothek der Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege 18 Bände des Musealverein-Jahrbuchs aus den Jahren 1835 bis 1919, die dort verlorengegangen waren, zur Verfügung gestellt werden. Die Bibliothek will sich mit einer Buchpatenschaft dafür erkenntlich zeigen. Prof. Nicholas Pickwoad (London) analysierte im September mit Studenten der Ligatus Summer School 27 seltene historische Einbände aus dem Hauptsaal der Stiftsbibliothek. Am 29. November kam es infolge einer Feuerwehrübung zu einem Wasserschaden in der Bibliothek. 1.000 Bücher mussten aus den Regalen geräumt werden. Der dadurch entstandene Schaden wird derzeit abgeklärt.
Es gab mehrere Sonderführungen zu halten, u.a. am 12. Juli für den Verbund der OÖ. Museen und am 16. September für die Teilnehmer der Hermann-Stieglecker-Gedächtnistagung. Für den Ausbildungslehrgang Museumskustode/in der Akademie der Volkskultur hielt Friedrich Buchmayr am 10. Mai das Modul „Zeitreise durch ein Jahrtausend: Stiftsbibliothek und Stiftsarchiv St. Florian“. Die Handzeichnungen, die der New Yorker Architekt und Künstler Justin Wadge von der Stiftsbibliothek angefertigt hat, waren heuer in der Bibliotheca Valicelliana in Rom ausgestellt.
Im Stiftsarchiv konnte der Stipendiat Philipp Bruckmayr sein Forschungsprojekt über den Orientalisten Hermann Stieglecker (1885-1975), der als Professor an der Hauslehranstalt des Stiftes St. Florian gewirkt und das bedeutende Werk „Die Glaubenslehren des Islam“ (1962) publiziert hat, abschließen. Vom 15. bis 17. September fand im Stift St. Florian die zweite „Hermann Stieglecker-Gedächtnistagung“ statt, die vom Forum für Weltreligionen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Orientalistik der Universität Wien organisiert wurde und internationale Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenführte.
Aus Pulgarn bei Steyregg kamen neun Schachteln mit Akten der Guts- und Forstverwaltung Pulgarn in das Stiftsarchiv. Mitarbeiter der National Gallery of Art in Washington übermittelten bei ihrem Arbeitsbesuch farbige Digitalfotos der Glasgemälde des Stiftes St. Florian, die im Rahmen des „Führerprojekts Monumentalmalerei“ zwischen 1943 bis 1945 angefertigt worden waren.
Auf Einladung des Stifterhauses Linz nahm Friedrich Buchmayr vom 24. bis 26. April an der Tagung „Logiken der Sammlung“ der österreichischen Literaturmuseen teil und referierte über klösterliche Bibliotheken und Archive.
Im Musikarchiv führte Klaus Petermayr (Anton Bruckner Institut Linz) seine Vorarbeiten zur Edition der kirchenmusikalischen Aufführungsverzeichnisse St. Florians fort. Im Hinblick auf das Bruckner-Jubiläumsjahr 2024 (200. Geburtstag) ist 2018 von den Kulturabteilungen der Stadt Linz und des Landes Oberösterreich ein breit angelegter Anton-Bruckner-Markenbildungsprozess ins Leben gerufen worden. Die beiden letzten Workshops, an denen wieder Friedrich Buchmayr teilnahm, fanden in St. Florian (21. Jänner) und Linz (16. Juli) statt. Bei der Generalversammlung des Anton Bruckner Instituts Linz (ABIL), dem Friedrich Buchmayr als Beirat angehört, wurde die Übernahme und weitere Betreuung der Bestände durch die Musiksammlung des OÖ. Landesmuseums beschlossen, an deren Spitze der wissenschaftliche Leiter des ABIL, Klaus Petermayr, treten wird. Das ABIL bleibt aber als eigenständiger gemeinnütziger Verein erhalten.
Friedrich Buchmayr präsentierte beim Internationalen Symposion „Anton Bruckner und die Frauen“ im Brucknerhaus Linz am 4. Oktober sein neues Buch „Mensch Bruckner! Der Komponist und die Frauen“ (Salzburg 2019). Das Vorwort steuerte der renommierte Musikwissenschaftler Hans-Joachim Hinrichsen bei. Weitere Präsentationen fanden am 7. November im Stift St. Florian (mit musikalischer Begleitung von Severin Trogbacher) und am 9. Dezember im Kepler-Salon Linz (Moderation: Karin Wagner) statt. Friedrich Buchmayr nahm auch am 8. Oktober an der Tagung zum 90-Jahr-Jubiläum der Internationalen Bruckner-Gesellschaft in Wien teil.
Am 18. August präsentierten Elisabeth Maier und Renate Grasberger im Rahmen der St. Florianer Brucknertage den abschließenden Band Ihres Katalogs „Die Bruckner-Bestände des Stiftes St. Florian, Teil 3: Bruckneriana und Musikalia in Nachlässen“ (Wien 2019). Der Band enthält zwei Beiträge von Friedrich Buchmayr über „Die Korrespondenz Franz Xaver Müllers“ (S. 216–329) und über „Die ‚Rehberger-Schachtel‘ im Brucknerarchiv des Stiftes St. Florian“ (S. 330–339). Luis Fonseca edierte beim Verlag DA_sh Editions (Madrid) das Klavierquintett D 667 in A-Dur (Forellenquintett) in der Stadler-Fassung, die im Musikarchiv aufbewahrt wird.
Mit Leihgaben aus den Sammlungen war das Stift St. Florian wieder an mehreren Ausstellungen beteiligt:
• Kaiser Maximilian I.: Kaiser – Reformer – Mensch (Stadtmuseum Wels)
• Compass – Navigating the Future (Ars Electronica Center Linz)
Mit 12. September übernahm der neue Kustos Harald R. Ehrl die Leitung der Kunstsammlungen. Die wissenschaftliche Leitung von Stiftsbibliothek und Stiftsarchiv bleibt in den Händen von Friedrich Buchmayr. Kustos Ehrl gestaltete eine Sonderausstellung zum Thema „Peter III. & Maximilian I. – Ein Florianer Propst und sein Kaiser“, bei der viele Originale aus der Stiftsbibliothek und dem Stiftsarchiv zu sehen waren, und eine buchgeschichtliche Begleitausstellung in der Stiftsbibliothek zur Schau „Welt der Steine“ (13./14. April) der LEGO© Gemeinschaft Österreich.
Friedrich Buchmayr nahm am 19. September an der Eröffnung der Ausstellung „Das stille Vergnügen“ im Nordico Stadtmuseum Linz teil. Er publizierte im Begleitkatalog „Das stille Vergnügen: Meisterzeichnungen aus der Sammlung Justus Schmidt, hrsg. von Andrea Bina und Brigitte Reutner, München 2019, S. 35–42 den Aufsatz „Die Pariser Kunstankäufe von Justus Schmidt“.
Tätigkeitsbericht 2020
Das Jahr 2020 war geprägt von der globalen Coronavirus-Pandemie. Ab 16. März musste die Stiftsbibliothek geschlossen werden. Die bundesweite Ausgangssperre wurde ab 1. Mai wieder aufgehoben, aber das Abstandhalten und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes wurde zur Pflicht. Ab 21. September folgten neuerliche Beschränkungen, die in einer zweiten und dritten Ausgangssperre im November und Dezember gipfelten. Ein geordneter Betrieb war während des gesamten Jahres nicht möglich. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie wirkten sich leider auch nachteilig auf die 2019 begonnene Buchrestaurierungsaktion aus, die großteils über Buchpaten und Spenden finanziert werden muss.
Infolge der Reisesperren nahmen die Fotoaufträge und schriftlichen Anfragen stark zu. Die Zeit der Heimarbeit wurde für die Erstellung eines ersten Findbuchs zu den signierten Handschriften des Stiftsarchivs sowie zur Katalogisierung der signierten Fragmente der Stiftsbibliothek genützt. Die hebräischen Fragmente der Stiftsbibliothek sind jetzt auf der Homepage der National Library of Israel katalogisiert und präsentiert.
Bei der Ausstellung „GehDenkSpuren 2020“ zu den Todesmärschen von Mauthausen-Gusen nach Gunskirchen im April 1945 waren auch Fotos und Dokumente im Hauptsaal der Stiftsbibliothek zu sehen. Es wurden einige Sonderführungen durchgeführt, u.a. am 10. Februar beim „Vernetzungstreffen für die Kulturgüter der Orden“ und am 14. September für die Teilnehmer der Hermann-Stieglecker-Gedächtnistagung. Für den Ausbildungslehrgang Museumskustode/in der Akademie der Volkskultur hielt Friedrich Buchmayr am 23. Oktober für zwei Gruppen das Modul „Zeitreise durch ein Jahrtausend: Stiftsbibliothek und Stiftsarchiv St. Florian“.
Die Nachwirkungen des Wasserschadens vom November 2019 infolge einer missglückten Feuerwehrübung sind langwierig. Durch das sofortige Eingreifen konnte verhindert werden, dass sich im Mauerwerk, in den Holzregalen und -verkleidungen und in den betroffenen 1.000 Büchern Schimmel bildete. Nach einem Sachverständigengutachten wurde mit der Versicherung die weitere Vorgangsweise abgeklärt. Nach der Restaurierung der am schwersten beschädigten Bücher konnte am 30. September mit der Rückstellung begonnen werden, die noch nicht abgeschlossen ist. Auch die Restaurierungen weiterer beschädigter Bücher sind noch im Gange.
Die Inkunabel ‚Actus sacerdotales“ des Wiener Druckers Winterburger von 1500 (X 163 A) stellte sich als Weltunikat heraus und wurde digitalisiert. Auch eine in Lyon 1550 gedruckte französische Bibel (VII 1187 A) dürfte ein Weltunikat sein. Nina Simogawetz behandelte in ihrer Diplomarbeit „Lapidarien im deutschen Sprachgebiet“ (Univ. Graz) u.a. das ‚St. Florianer Steinbuch‘ (XI 37) vom Anfang des 15. Jahrhunderts.
Ein im Zuge der Reinigungsarbeiten 2018 aufgetauchtes Einbandfragment wurde von den beiden Entdeckern wissenschaftlich bearbeitet: Friedrich Buchmayr / Clemens Kafka, Ein Fragment des ‚Rechtsbuchs Kaiser Ludwigs des Bayern von 1346‘, in: Codices manuscripti & impressi, Heft 121/122, November 2020, S. 11–16. Friedrich Buchmayr publizierte den Aufsatz „Einblicke in klösterliche Archive und Bibliotheken am Beispiel von St. Florian“, in: Petra-Maria Dallinger, Georg Hofer (Hg.), Logiken der Sammlung. Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik, Berlin/Boston 2020 (Literatur und Archiv, Bd. 4), S. 117–130. Gemeinsam mit Walter Wagner publizierte Friedrich Buchmayr den Aufsatz „Die Pariser Polyglottbibel der Stiftsbibliothek St. Florian“, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2020-1, S. 7–18. Bernhard Prokisch veröffentlichte zusammen mit Friedrich Buchmayr den Aufsatz „Ein Fund von Benediktusmedaillen aus dem Stift St. Florian“, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege Oberösterreich 165 (2020), S. 279–296.
Im Stiftsarchiv wurde die Katalogisierung des Nachlasses von Stiftsarchivar, Stiftsbibliothekar und Kustos Karl Rehberger abgeschlossen, der 45 Archivschachteln umfasst. Vom 13. bis 15. September konnte im Stift St. Florian die dritte „Hermann Stieglecker-Gedächtnistagung“ stattfinden, die vom Forum für Weltreligionen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Orientalistik der Universität Wien organisiert wurde und internationale Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenführte. Philipp Bruckmayr publizierte einen ersten biografischen Aufsatz über den einstigen Professor an der Hauslehranstalt des Stiftes St. Florian: „Hermann Stieglecker (1885–1975) – Pionier einer wohlwollenden Auseinandersetzung mit dem Islam“, in: Petrus Bsteh, Brigitte Proksch (Hg.), Wegbereiter des interreligiösen Dialogs, Band 3, Wien 2020 (Spiritualität im Dialog, Bd. 11), S. 109–126.
Harald Hofer schloss nach umfassenden Quellenforschungen in Stiftsbibliothek und Stiftsarchiv seine Masterarbeit „Die Visitationen im Stift St. Florian in den Jahren 1419 und 1451“ an der Univ. Wien ab. Bernadette Maria Kerschbaummayr legte an der Kath. Theol. Privatuniv. Linz ihre Dissertation „‚Sammlungsgeschichte(n) zur Grafik‘. Die Grafiksammlung des Stiftes St. Florian“ vor, in die viele Quellen aus Stiftsbibliothek und Stiftsarchiv eingearbeitet sind.
Für die Internetplattform Bruckner-Online der ÖAW, die ständig erweitert wird, waren wiederholt wissenschaftliche Recherchen im Musikarchiv durchzuführen. Vom 12. bis 14. Juni kam Elisabeth Hilscher zu einem Blockseminar des Instituts für Musikwissenschaft der Univ. Wien nach St. Florian, das dem Thema der Bruckner-Rezeption gewidmet war. Im Oktober wurde das gesamte Brucknerarchiv in 33 neue, säurefreie, ungefärbte Archivschachteln umgelagert.
Friedrich Buchmayr wirkte ehrenamtlich als wissenschaftlicher Berater für einen Jubiläumsfilm über die Sängerknaben von Regisseur Manfred Corrine mit, für den auch Dreharbeiten im Hauptsaal der Stiftsbibliothek (mit dem Sängerknaben Anton Bruckner) stattfanden. Der Film wurde am 8. Dezember erstmals auf ORF III gezeigt.
Tätigkeitsbericht 2021
Auch das Jahr 2021 brachte keine Entwarnung bezüglich der globalen Coronavirus-Pandemie. Die dritte Ausgangssperre dauerte vom 26. Dezember 2020 bis zum 7. Februar 2021. In der Stiftsbibliothek musste wieder auf Heimarbeit umgestellt werden. Im Herbst stiegen die Neuinfektionen derart an, dass am 22. November eine neuerliche Ausgangssperre verhängt wurde. Das führte zu zahlreichen Fotoaufträgen und schriftlichen Anfragen. Der erhoffte geordnete Betrieb war im Jahr 2021 noch immer nicht möglich. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie wirkten sich leider auch nachteilig auf die 2019 begonnene Buchrestaurierungsaktion aus, die großteils über Buchpaten und Spenden finanziert werden muss.
Am 29. April erfolgte die Eröffnung der Jubiläumsausstellung „Immer noch da: 950 Jahre Augustiner-Chorherren in St. Florian“. Viele Exponate stammten aus der Stiftsbibliothek und dem Stiftsarchiv, darunter das prunkvolle Kopialbuch (Hs. 101 b), das Rituale (XI 467) und die „Geburtsurkunde“ von 1071. An den 250. Geburtstag des Chorherrn und Historikers Franz Kurz erinnerte eine Vitrine im Hauptsaal der Stiftsbibliothek, in der u.a. ein Brief von Staatskanzler Klemens von Metternich zu sehen war, mit dem er Franz Kurz 1812 zu Forschungen im Geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchiv einlud. Mit seiner Hinwendung zu den Quellen und seinem Streben nach Unparteilichkeit gilt Kurz als Pionier der kritischen Geschichtsschreibung in Österreich.
Im Laufe des Jahres waren einige Sonderführungen zu halten, u.a. am 27. September für die Abteilung Kultur und Bildung des Magistrats Linz. Das 14. ‚PORDIR Colloquium‘ mit dem Titel „The 2020 Crisis: Populism, Pandemic, and Inequality“ des Liechtenstein Institute on Self-Determination und der Princeton University (USA) wurde am 1. und 2. Juli als virtuelle Videokonferenz aus dem Hauptsaal der Stiftsbibliothek moderiert. Für den Ausbildungslehrgang Museumskustode/in der Akademie der Volkskultur hielt Friedrich Buchmayr am 22. August wieder das Modul „Zeitreise durch ein Jahrtausend: Stiftsbibliothek und Stiftsarchiv St. Florian“. Am 1. und 2. September fand im Brucknerhaus Linz das Bruckner-Symposion statt, bei dem Friedrich Buchmayr auf der Grundlage neu entdeckter Quellen über Franz Sailer referierte, der Anton Bruckner seinen Bösendorfer Flügel vererbt hat.
Die schon stark beschädigten Rollos im Archiv und im Handschriftenzimmer der Stiftsbibliothek konnten durch UV-sichere Rollos ersetzt werden. Die Nachwirkungen des Wasserschadens vom November 2019 infolge einer missglückten Feuerwehrübung waren langwierig. Nach der Restaurierung konnten aber mittlerweile alle Bücher wieder in die Regale zurückgestellt werden.
Die rund 70 signierten Fragmente der Stiftsbibliothek wurden im März in säurefreie Umschläge umgelagert und neu katalogisiert. Am 3. September erfolgte die Übergabe von acht Bananenschachteln und fünf Kartonschachteln mit Materialien aus der NS-Zeit an das OÖ. Landesarchiv. Es handelte sich um Bücher, Drucksachen und Archivalien (u.a. den Bibliothekskatalog auf Karteikarten) des Historischen Forschungsinstituts des Reichsgaues Oberdonau, zu dem im OÖ. Landesarchiv schon ein Bestand vorhanden ist.
Friedrich Buchmayr veröffentlichte den Aufsatz „Wissenschaftliche Initiativen des Stiftes St. Florian im 19. Jahrhundert“, in: Petrus Bsteh und Brigitte Proksch (Hg.), Monotheismus: Interreligiöse Gespräche im Umfeld moderner Gottesfragen im Anschluss an Hermann Stieglecker, Paderborn 2021, S. 72–87. Gemeinsam mit Walter Wagner publizierte Friedrich Buchmayr den Aufsatz „Jean-Baptiste du Chilleau, ein französischer Bischof und Revolutionsemigrant im Stift St. Florian“, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege Oberösterreich 166 (2021), S. 255–286.
Im Stiftsarchiv wurde mit der Katalogisierung des umfangreichen Nachlasses von Propst Wilhelm Neuwirth begonnen. Im Frühling 2021 erstellte Friedrich Buchmayr das Konzept zur Aktualisierung und Erneuerung der Dauerausstellung zur Stiftsgeschichte im Beichtgang. Am ersten Findbuch zu den signierten Handschriften des Stiftsarchivs wurde weitergearbeitet.
Als Schenkung kamen die literarischen Manuskripte und Briefe des Wiener Autors Anton Brandstetter in das Stiftsarchiv, in denen sich vielfach Oberösterreich-Bezüge auffinden lassen. Ein vorläufiges Nachlassverzeichnis erstellte der Kleriker Clemens Kafka.
Vom 19. bis 21. August konnte im Stift St. Florian die vierte „Hermann Stieglecker-Gedächtnistagung“ stattfinden, die vom Forum für Weltreligionen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Orientalistik der Universität Wien organisiert wurde und internationale Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenführte. Die Teilnehmer erhielten auch eine Sonderführung in die Stiftsbibliothek.
Das Musikarchiv konnte einige Zuwächse verzeichnen. Am 26. Mai wurde ein zeitgenössisches Porträtfoto Anton Bruckners angekauft. Am 15. August übergaben die Bruckner-Forscherinnen Elisabeth Maier und Renate Grasberger ihre Bruckneriana-Sammlungen an das Bruckner-Archiv des Stiftes St. Florian. Neben einigen Medaillen und Porträts zeitgenössischer Künstler sind auch viele Souvenirs enthalten.
Am 10. und 11. Juni wurden die Noten der Gruppe 21 des Bruckner-Archivs (Notennachlass Bruckners) durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften für das Internetportal bruckner-online digitalisiert. Vom 11. bis 13. Juni kam Elisabeth Hilscher zu einem Blockseminar des Instituts für Musikwissenschaft der Univ. Wien nach St. Florian, das dem Thema Anton Bruckner gewidmet war.
Für das neue Buch von Sandra Föger / Franz Farnberger, Die St. Florianer Sängerknaben (St. Florian 2021) war die Autorin bei ihren umfangreichen Archivforschungen zu betreuen und viel Bildmaterial bereitzustellen. Klaus Sonnleitner hat seine Dissertation „‘Soli Deo Gloria‘: Zum Schaffen Augustinus Franz Kropfreiters“ an der Universität Mozarteum Salzburg abgeschlossen.
Am 15. Jänner und am 3. Oktober fanden die ersten Sitzungen der Arbeitsgruppe „Bruckner 2024“ mit Hans-Joachim Hinrichsen, Elisabeth Maier, Felix Diergarten, Klaus Petermayr, Klaus-Felix Kohrs, Christine Tauber und Friedrich Buchmayr statt. Die Gruppe wird das wissenschaftliche Konzept für eine Dauerausstellung über Bruckners St. Florianer Zeit im Landeshauptmannzimmer, für die Neugestaltung der Bruckner-Gedenkzimmer und des Gruft-Vorraums erstellen. Bei den Treffen wurde eine große Anzahl von Originaldokumenten aus dem Bruckner-Archiv präsentiert, aus denen die Mitwirkenden für ihre jeweiligen Themengebiete auswählten.