MUSIKTRADITION IM STIFT ST. FLORIAN

Der früheste Beleg für die reiche Musiktradition des Stiftes stammt vom Beginn des 9. Jahrhunderts. Die mit St. Galler Neumen versehene Handschrift der Klagelieder des Jeremia ist gleichzeitig die älteste Musikhandschrift Österreichs.

Durch die Jahrhunderte hindurch illustrieren zahlreiche Nachrichten das lebendige Musikschaffen im Stift. Im 15. Jahrhundert besitzt die Stiftskirche bereits zwei Orgeln, ab dem 16. Jahrhundert wird Instrumentalmusik gepflegt. Die Chorherren sowie angestellte Musiker und die Sängerknaben erfüllen viele Aufgaben im Gottesdienst, bei der Tafel, anlässlich des Besuchs hoher Gäste oder im Rahmen von Theateraufführungen. Der bedeutendste Regens chori des 18. Jahrhunderts war der Chorherr Franz Joseph Aumann (1728-1797), der unter den Klosterkomponisten seiner Zeit eine hervorragende Stellung einnimmt. Seine Werke, von einer Qualität, die den Vergleich etwa mit Michael Haydn oder anderen Zeitgenossen nicht zu scheuen braucht, finden schon zu Lebzeiten überregionale Verbreitung. Zu Michael Haydn, der St. Florian auch besuchte, bestand eine freundschaftliche Verbindung.

1770-1774 erfolgte der Bau der großen Orgel durch den Priester-Orgelbauer Franz Xaver Krismann aus Laibach. Dieses monumentale Orgelwerk gehörte schon damals zu den größten und am meisten bewunderten in ganz Europa.

Unter den vielen Gästen des Hauses befand sich auch Franz Schubert, dessen Werke im Kreis der Chorherren gerne aufgeführt wurden, war doch einer der Textdichter Schuberts, Johann Mayrhofer, einige Zeit Stiftsangehöriger.

Zu den bedeutendsten oberösterreichischen Komponisten der Spätromantik zählt der Florianer Chorherr Franz Xaver Müller (1870-1948), zunächst Stiftsorganist und Regens chori, dann Domkapellmeister von Linz. Seine Kompositionen stehen in der Nachfolge Anton Bruckners, den er schon als Sängerknabe bewunderte und zeitlebens sehr verehrte.

Prof. Augustinus Franz Kropfreiter (1936-2003) zählt zu den bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seit 1954 Konventmitglied, wurde er 1960 Stiftsorganist und fünf Jahre später zum Regens chori ernannt. Drei Jahrzehnte intensiver Konzerttätigkeit in Europa, Japan und Südamerika folgten, die er aber zugunsten des Komponierens nach und nach eingestellt hat. Die Improvisation an der Orgel aber war ihm „wertvollster Lebensquell und vielfach Inspiration für manche Komposition“ - wie er selber einmal formuliert hat. Über seine stilistische Entwicklung schreibt Kropfreiter, dass sie um 1960 stark von Hindemith, Martin und David beeinflusst war. Ab 1968 hat er sich langsam von seinen Vorbildern gelöst und sich mit der Dodekaphonie beschäftigt. Mehr noch aber strebte er nach größtmöglicher Farbe in Homophonie und Polyphonie - nach Polytonalität. Als wichtigste Werke Kropfreiters sind zu nennen: „Altdorfer-Passion“ (1965), „Te Deum" (1970), „Signum" für Orgel (1976), „Sinfonia concertante" (1979), „Severin-Oratorium" (1980/81), „Magnificat" (1983), Konzert für Orgel und Orchester („Leipziger Konzert", 1984), 1. Symphonie für großes Orchester (1985), Sinfonie für Streicher (1985) , „Stabat mater" (1986), 2. Symphonie für großes Orchester (1990), „Soliloquia" (1993), 3. Symphonie „(M)ein Testament" für großes Orchester (1994/95). Weiters hat er zahlreiche Orgelwerke, Lieder und Motetten, sowie Kammermusik geschaffen.

Nähere Informationen zu Prof. Augustinus Franz Kropfreiter finden Sie unter: www.komponisten.at/komponisten/126.html<//link>

Informationen über gegenwärtiges Musizieren im Stift St. Florian:
www.brucknertage.at
www.stiftschor-st-florian.at

Musikarchiv Stift St. Florian